Spieglein, Spieglein...

Nur wenige Alltagsgegenstände haben eine solch mystische Konnotation wie der Spiegel. Ob Märchen, Sagen oder Horrorfilme, der Spiegel, oder genauer gesagt das, was er uns zeigt, fasziniert, ängstigt und beeinflusst. Bereits in jungen Kindertagen werden wir in Schneewittchen mit dem verspiegelten Gehilfen der Königin konfrontiert, welchem nicht nur die Fähigkeit zugesprochen wird, über deren Schönheit, sondern über die jeder Frau des Landes entscheiden zu können. Getrieben von der fehlenden Affirmation ihrer Schönheit, beobachten wir durch die Seiten unseres  Märchenbuchs eine zunehmend bösartige Frau, welche sich auf der Suche nach Bestätigung einer äußeren Hülle selbst verliert.

 Doch war die Königin tatsächlich böse oder ist sie in diesem Falle der Spiegel einer ganzen Gesellschaft, welche vom vergänglichen äußeren Schein geblendet die Gefahren hinter diesem Wahn übersieht und somit die eigentliche Kraft und Bedeutung der “wahren Schönheit” niemals erkennen wird? Das im Zuge dieser Überlegungen entstandene Visual-Arts-Projekt zeigt durch einen märchenhaften Schleier den Umgang junger Frauen mit eben jenem gesellschaftlichen Schönheitsdruck und begleitet sie auf dem emotionalen Weg des inneren Kampfes und Perspektive erlangender Erkenntnisgewinnung.